Mittwoch, 24. Juli 2013

Perfektes Lesen

Am liebsten lese ich im Urlaub. Liegend am Strand. Sitzend gegen einen Baum gelehnt. Wartend an irgendeinem Flughafen. Aber ich lese natürlich auch überall sonst. Eingequetscht in der UBahn. Ausgestreckt auf dem Sofa. Oder todmüde im Bett. Ich brauche meine tägliche Dosis an gedruckten Worten. Und genieße es auch immer. Nur geht eben nichts über ganz viel lesen am Stück. Wenn ich so richtig in einer Geschichte versinke, Stunde um Stunde, Seite um Seite einfach immer weiter lese. Wenn ich irgendwann aus einer Bücher-Welt wieder erwache und merke, dass meine Gedankensprache sich der Büchersprache angepasst hat (Das ist zugegebenermaßen manchmal ganz schön gruselig).

Das alles geht meist nur im Urlaub. Meine letzte Reise war nicht lang, eine Woche einfach mal rauskommen war geplant. Ein bisschen Sonne und Wärme, ein bisschen was angucken und ganz viel entspannen. Für mich gleichzusetzten mit: Und ganz viel lesen. In meinem Gepäck befand sich Die Kunst des Feldspiels von Chad Harbach. Ich hatte auf dem wunderbaren Blog Slomo über das Buch gelesen, war aber wie so oft zu sparsam um direkt zuzugreifen. Als Taschenbuch wird es Die Kunst des Feldspiels nämlich erst ab Ende August geben. Doch durch die liebe M. landete der Debütroman von Mister Harbach zuerst auf meinem Geburtstagstisch und dann in meinem Koffer. Lange Rede, kurzer Sinn: (Bisher) Das Beste Buch des Jahres!

Die Handlung
Henry erwartet eigentlich nicht allzu viel vom Leben. Der schüchterne, aber unglaublich talentierte Junge will einfach nur Baseball spielen. Und das ermöglicht ihm Mike Schwartz, sein zukünftiger Mentor, der ihn entdeckt und zum Baseballspielen an das Westish College holt. Dort verstrickt sich Henrys Geschichte mit der von Rektor Affenlight, der sein ganzes Leben der Liebe wegen auf den Kopf stellt, seiner Tochter Pella, die vor ihrer Ehe und sich selbst flüchtet und Henrys schwulem Mitbewohner Owen, der neben dem blassen Baseballtalent umso schillernder erscheint. Und natürlich Mike Schwartz, der trotz aller Zielstrebigkeit den eigenen Weg aus den Augen verliert. Im Laufe des Buches wird das Leben dieser kleinen Truppe ordentlich durcheinander gewirbelt. Besonders als das Jahrhunderttalent Henry plötzlich nicht mehr werfen kann.

Meine Sicht
Ich war während des Lesens hin und her gerissen. Zum einen wollte ich gar nicht aufhören, so unglaublich gut ist dieser Roman geschrieben. Zum anderen habe ich mich immer wieder zu kleinen Pausen gezwungen, damit die Geschichte nicht zu schnell zu Ende geht (Na gut, und um im Meer zu baden…). Es ist eines dieser ganz besonderen Bücher. Weise, ohne belehrend zu sein. Berührend, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Und mit Charakteren, die einem ans Herz wachsen, aber trotzdem nie zu nah kommen.
Chad Harbach lässt die Geschehnisse am Westish College abwechselnd aus der Sicht seiner Hauptpersonen erzählen. Dieser erzählerische Kniff klappt nicht immer. Doch Die Kunst des Feldspiels schafft es, jeder Person eine ganz eigene Stimme zu geben und trotzdem den roten Faden nie zu verlieren. Auch wenn ich diesen Satz nicht mag: Es ist ein Buch übers Erwachsen werden. Es probiert uns daran zu erinnern, wer wir wirklich sind und was wir tief in unserem Herzen wollen. Und macht gleichzeitig klar, dass niemand vor lebensveränderten Begegnungen sicher ist.

Ein schlaues, ein witziges, ein spannendes, ein einfach rundum perfektes Buch. Punkt.

Als Geschenk für: die beste Freundin/den besten Freund, alle Suchenden
Spannungsfaktor: 8 von 10
Weise Sätze: Und dennoch gab es immer eine Chance, dass diesmal alles klappen würde. Der nächste Versuch war immer der, bei dem alles klappen würde.
Witzigster Name: Guert Affenlight

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